Messung von Blutzucker- und Ketosespiegel*

dr. reinwald metabolic regulation® – Teil 7

Die Messung des Ketosespiegels im Blut, in diesem Fall des Ketonkörpers ß-Hydroxy-Byturat (BHB), ist, im Gegensatz zur Blutzuckermessung, noch nicht so verbreitet. Entsprechend sehr viel teurer sind die sog. Ketosticks: sie sind bei Abbott lila. Für die Blutzuckermessung sind die Meßstreifen blau – siehe untere Abbildung. Aber die Investition lohnt sich… lesen Sie wie nachfolgend warum.

Freestyle Precision und Ketosticks

Das Gerät selbst gibt es in zwei Ausfertigungen: einmal mit der in Deutschland üblichen Messung des BZ in mg/dl und einmal mit der internationalen Messung in mmol/L, in der auch der Ketosespiegel gemessen wird. Wer also gewöhnt ist, seinen BZ in mg/dl zu beobachten, sollte beim Kauf des Geräts darauf achten, wenn er nicht ständig umrechnen will. Mit der Zeit allerdings gewöhnt man sich auch an die Werte in mmol/L, wie sie beim Ketosespiegel üblich sind. Aber natürlich mit anderen Leitwerten – also aufpassen!

 

Die sehr viel günstigeren Urinsticks zur Ketosemessung geben nur Annäherungswerte, da sich Ketonkörper nur dann im Urin befinden, wenn der Körper zwar im Ketosestoffwechsel ist, die Ketonkörper aber noch nicht für die Energiegewinnung verwertet werden kann und deshalb über den Urin ausgeschieden werden. Sind sie im Urin auffindbar, fehlen noch die zur Energieverwertung erforderlichen Enzyme, vor allem Beta-Hydroxy-Methylglutaryl-CoA (HMG-CoA), das übrigens auch für den so wichtigen Cholesterinstoffwechsel bedeutsam ist. D.h., wenn der Ketonstoffwechsel gut funktioniert und enzymatisch korrekt abläuft (Ketolysefähigkeit), gelangen nur noch sehr wenige Ketonkörper in den Urin und man kann sinnvoll den Ketosespiegel nur noch im Blut bestimmen.

So messen Sie „richtig“

Zur Messroutine empfehle ich folgenden Rhythmus (Messdauer für den Ketosespiegel 5 Tage in Folge, dann kann auf einen 3-5 Tage-Rhythmus reduziert werden):

  • Blutzucker morgens nüchtern und abends vor dem Abendessen (Ausnahme: Diabetiker, die sollten engmaschiger prüfen und auch die postprandialen Werte messen, d.h. 1,5-2 Std. nach dem Essen)
  • Ketosespiegel frühestens nach drei Tagen wie BZ morgens nüchtern und abends vor dem Abendessen.

Wie funktioniert das Messen mit Freestyle?

  1. Teststreifen aus der Hülle entfernen und den Chip-markierten Bereich in die Einstecköffnung des Gerätes schieben
  2. Gerät startet dann automatisch
  3. Anweisung des Geräts bzw. Anzeige befolgen
  4. Mit Stechlanzette in seitlichen Bereich der Fingerkuppe stechen und dicken Blutstropfen herausdrücken (nicht zu stark drücken oder quetschen, besser streifen und nach unten halten oder lieber nochmal mit stärkere Stechtiefe nachstechen, falls die Blutmenge nicht ausreichen sollte – Beachte: es ist eine etwas größere Blutmenge für die Ketonmessung erforderlich als für die BZ-Messung.
  5. Falls Sie die Stechlanzette verwenden anstelle der kleinen Piekser, dann ist dort eine Stechtiefeneinstellung möglich
  6. Bluttropfen an vorderen Teil des Teststreifen halten bis genug Blut eingezogen und abwarten. Sobald die Blutmenge ausreicht, wird das im Display über die drei sich bewegende Seitenstreifen angezeigt. Füllt sich der dritte Streifen, startet die Messung automatisch.
  • Hinweis: bei den Teststreifen bitte immer auf eine ausreichende Blutmenge achten, bevor man den Finger an diesen heranführt, da ein Nachjustieren nicht mehr möglich ist. Der Teststreifen ist bei unzureichend vollgesogenem Blut unbrauchbar, da das Gerät eine Zweit- oder Nachmessung am selben Streifen nicht akzeptiert.

Gemessen werden sollte anfänglich nur der Blutzuckerwert, um die teuren Ketosticks zu sparen, und zwar am Morgen nüchtern und am Abend vor dem Abendessen, d.h. nach einer längeren Nahrungskarenz von mindestens sechs Stunden. Nach der initialen 5-Tage-Messung ist es nicht mehr nötig, den Blutzucker- und Ketosespiegel täglich (nach den ersten 3 Tagen für insgesamt) zu messen, es sei denn, es ist wie z.B. bei einer Krebserkrankung sehr wichtig, den aktuellen Tagesstand zu kennen.

Messung bei Diabetes

Diabetiker, die Medikamente zur Senkung des Blutzuckerspiegels einnehmen und Menschen mit einer prädiabetischen Stoffwechsellage, dazu zählen aus meiner Sicht bereits jene, die Nüchternblutzuckerwerte von >90 mg/dl bzw. >5mmol/L aufweisen, sollten unbedingt engmaschig kontrollieren, da unser Ketogenes Ernährungsprogramm erfahrungsgemäß und natürlich gewünscht eine starke Absenkung des Blutzuckerspiegels zur Folge hat. Um eine Unterzuckerung bei noch nicht vorhandenem „Ersatztreibstoff“ (Fettsäuren und Ketonkörper) bzw. einer noch nicht vorhandenen Ketolysefähigkeit (Prozeß der Ketoadaption) zu vermeiden, ist es wichtig, den Blutzuckerspiegel für die korrekte Dosierung der Medikamente strenger zu überwachen. Ein niedriger Blutzuckerspiegel bei einmal erreichter Ketose und Ketolysefähigkeit, d.h. im Rahmen einer effizienten Verwertung der Ketonkörper zusammen mit den Fettsäuren als Hauptenergielieferanten, ist kein Problem. Auch nicht für das angeblich ausschließlich vom Zucker abhängige Gehirn. Im Gegenteil! Daß das Gehirn ausschließlich von Zucker abhängig ist, ist eines jener Ammenmärchen der Schulmedizin, das sich mindestens so hartnäckig hält, wie der naive Glaube an die Sterilität des Blutes oder der Plazenta. Studien, wie sie bereits in den 1960er bis 1980er Jahren ergeben haben, konnten zeigen, daß ketoadaptierte Personen einen mindestens ebenso extrem niedrigen BZ-Spiegel tolerieren wie Säuglinge, die sich bei normaler Muttermilchernährung in der Ketose befinden.

Erst nach ein paar Tagen initialem Fasten oder meiner Phase 1 bzw. 2 Diät – bei letzterer dauert es etwas länger –, sollte mit dem Messen der Ketosewerte mit den Ketosesticks über das Blut begonnen werden. Wer sparen will, dem sollte eine Ketosespiegel-Messung am Abend vor dem Abendessen reichen. Am Morgen ist der Ketosespiegel aufgrund der Aktivitäten der Glukoneogenese in der Nacht üblicherweise niedriger als am Abend, d.h. nach einer gewissen Nahrungskarenz und ohne die verstärkte Glukoneogenese-Aktivität unseres Organismus in der Nacht. Meist liegt der Ketosespiegel morgens zwischen 0,5 und 1,0 mmol/L. Am Abend sollte er zwischen 1,5-2,5 im Normalfall, d.h. bei einer ernährungsbedingten Ketose liegen. Bei jüngeren Menschen wird die Ketose i.d.R. schneller erreicht als bei älteren.

Bei erhöhter Bewegungsleistung durch Sport ist der Blutzuckerspiegel nach dem Sport i.d.R. erhöht, da der Organismus aufgrund der verstärkten Muskelaktivität vermehrt Milchsäure ausschüttet und so zusätzlich Glukose gewinnen kann. Der Körper kann aus insgesamt drei Nicht-Kohlenhydratvorstufen zusätzlich Glukose bilden: glukogene Aminosäuren aus Nahrungsproteinen, Laktat (Milchsäure) und Glycerin (Fettsäuren). Er ist also im Grunde völlig unabhängig von einer Zuckerzufuhr von außen. Diese Überlegungen sind weitgehend zu vernachlässigen, wenn man unterhalb der Laktatschwelle trainiert. In diesem Fall gerät der Körper nicht in die Sauerstoffnot, entsprechend braucht er auch nicht das über die Milchsäuregärung anfallende Laktat zur Energiegewinnung weiter verstoffwechseln. Der sog. ex-post-excercise Ketosespiegel kann bis zu 3,0 mmol/L und mehr erreichen. Er entsteht dann, wenn die verbliebene Milchsäure aus der sportlichen Aktivität verbraucht ist.

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