Was muss bei chronischen Krankheiten beachtet werden?

dr. reinwald metabolic regulation® – Teil 4

 

Diabetiker müssen beachten, dass ihr Blutzuckerspiegel anfangs nicht zu stark absinkt. Daher sollten sie engmaschig den Blutzuckerspiegel messen, vor allem wenn man blutzuckersenkende Mittel einnimmt. Aber auch gesunde Personen können vorübergehend Schwankungen in der Energieversorgung spüren, wenn ihr Organismus anfänglich nicht ausreichend in der Lage ist, die aus dem erhöhten Fettstoffwechsel resultierenden Ketonkörper als Energiemoleküle zu verwerten.

Die Ketoadaption

Diese vorübergehende „Energiekrise“ durch die mangelnde Verwertung von Ketonkörper – die mangelnde Ketolysefähigkeit – bezeichnet man als Phase der Anpassung an den Ketonstoffwechsel oder fachlich korrekt als Ketoadaption. Sie können diese auch „Muskelkater“ des Gehirns nennen. Auf die vorübergehenden Symptome komme ich weiter hinten noch zu sprechen bzw. ausführlicher in meinem Buch Gesund, fit und schlank mit der ketogenen Ernährung.

Idealerweise messen Sie den Ketosespiegel ausschließlich im Blut, da er uns dort Auskunft darüber gibt, dass sie die Ketonkörper als Energiequelle nicht nur produzieren, sondern auch verwerten können. Sie sind also ketolysefähig, wenn Ketonkörper im Blut erscheinen, nicht aber, wenn sie im Urin auftauchen. Details zur Messung finden Sie in einem gesonderten Abschnitt am Ende des Textes.

Jede Gewichtsreduktion oder ernährungsmedizinische Intervention mit Kalorienbeschränkung und/oder einer Reduktion von Kohlenhydraten, die einen Wechsel in einen erhöhten und gesunden Fettstoffwechsel nach sich zieht, bedeutet parallel eine verstärkte Mobilisierung von unerwünschten Stoffen, welche normalerweise im Fettgewebe eingelagert sind und durch das „Abspecken“ mit abgebaut werden. Gleichzeitig führt die Optimierung des Proteinbedarfs mithilfe einer ausreichenden Versorgung mit essentiellen Aminosäuren zu einer ausgeglichenen Balancierung dieser kleinen, festen Bestandteile im Verhältnis zum Wasseranteil im Blut. Mögliche Wassereinlagerung in den Zellzwischenräumen (Interstitium) können durch das neue Gleichgewicht der Aminosäuren wieder in die Blutstrombahnen zurückgeführt und so als überschüssiges Wasser über die Nieren ausgeschieden werden. Anders ausgedrückt: die Wiederherstellung des Aminosäurepools im Blut führt zu einer Auslagerung von Wasser aus dem Zwischengewebe, dass bei proteinunterversorgten Menschen aufgrund des Masse-Ungleichgewichts zwischen festen Bestandteilen und Wasser vermehrt dort eingelagert ist – im Extremfall entsteht ein mit Wasser gefüllter Hungerbauch, in minder schweren Fällen kommt es zu Ödemen. Eine ausreichende externe Versorgung mit Aminosäuren respektive Eiweiß ist daher essentiell.

Erhöhter Wasserverlust in den ersten Tagen

Zusammen mit dem verstärkten Abbau von Fettzellen und dem dabei ebenfalls eingelagerten Wasser entsteht in den ersten Tagen der Ernährungsumstellung i.d.R. ein häufigerer und erhöhter Harndrang. Er wird aufgrund der Kohlenhydratreduktion zusätzlich gefördert, da dies den Abbau der Glykogenspeicher verstärkt, d.h. unsere „Zuckerreserven“ in den Muskeln und der Leber werden verbraucht. Warum Wasserauslagerung? Weil ein Gramm Glykogen zusammen mit ca. 3 g Wasser gespeichert wird.

Die starke Gewichtsreduktion in den ersten Tagen, die bei zucker- und kohlenhydratarmen Diäten feststellbar ist, ist demnach vor allem auf den Wasserverlust durch das Aufbrauchen der Glykogenspeicher in Muskeln und der Leber zurückzuführen.

In unserem Programm noch zusätzlich durch die Optimierung der Proteinversorgung. Viele Diätprogramme verschweigen diesen Stoffwechselmechanismus und versäumen es darüber hinaus, die körpereigenen Entgiftungsmechanismus ins Kalkül mit einzubeziehen. Die so möglicherweise entstehenden Entgiftungsreaktionen (Herxheimer-Reaktionen) bleiben meist unberücksichtigt. Details dazu können ebenfalls in meinem Buch Gesund, fit und schlank mit der Ketogenen Ernährung nachgelesen werden.

Um die so angeregte gleichzeitig verstärkt ablaufende körpereigene Entgiftung zu unterstützen, empfehlen wir neben der reichlichen Zufuhr von gesundem Wasser und den allgemeinen Nieren-, Leber- und Lymphe stärkenden Mitteln aus der Apotheke noch zusätzliche Bindestoffe, die im Darm und Blut aktiv werden, um die körpereigene Ausscheidung der gelösten Gifte zu unterstützen.

Allergien & Kachexie

Bei Allergikern empfehlen wir eine Laboruntersuchung auf Lebensmittelallergien. Die positiv getesteten Lebensmittel müssen vorübergehend ausgeschlossen werden. Fragen Sie dazu bitte Ihren Therapeuten.

Bei kachektischen Personen, d.h. Menschen, die unter krankheitsbedingter Auszehrung leiden, wie sie häufig bei Tumorerkrankungen auftritt, muss der Fett- und eventuell auch der Proteinanteil erhöht werden. Am effektivsten und am wenigsten belastend kann die Erhöhung der Proteinernährung mit MyAMINO® erreicht werden. Die besonders geeigneten Fette sind Kokosöl, Palmöl und Butter sind natürliche auch hier sehr wichtig. Bei ausgezehrten Personen ist häufig die Körperfettverteilung ungünstig und die inneren Organe und Gewebe verfettet, obwohl diese Menschen äußerlich schlank sind.

Das kann auch bei Kindern und Jugendlichen der Fall sein, die unter Autismus, rheumatoider Arthritis oder anderen chronischen Krankheiten leiden, bei denen häufig stressbedingt auch die Verdauung gestört oder die Bewegungsleistung aufgrund von Schmerzen eingeschränkt ist. Wir haben es dann mit sog. adipösen Schlanken zu, deren Körperfettverteilung zu Lasten der Magermasse adipös ist, obwohl sie äußerlich schlank wirken. Die nachfolgende Grafik demonstriert dies sehr deutlich. Sie zeigt das Beispiel einer Magnetresonanztomographie von drei Männern unterschiedlichen Alters, die etwa gleich „schlank“ aber unterschiedlich verfettet sind. Siehe dazu auch unsere Information zum Thema „Proteine im Alterungsprozess“ bzw. meine Ausführungen in meinem Buch.

Querschnitt Oberschenkel

Um die Körperfettzusammensetzung zu messen, sollte eine dafür geeignet Fettwaage angeschafft werden, um den Gewichtsverlust korrekt bewerten zu können. Wenn es richtig gemacht wird, d.h. ausreichend Proteine und Fette zugeführt werden, bleibt die Magermasse erhalten bzw. kann sogar wachsen. Der Gewichtsverlust sollte idealerweise Wasser und viszerales Fett sein. Bei ausreichender Bewegung sollte auch die Knochendichte zunehmen.

Bei Personen, bei denen eine Form der Altersdemenz diagnostiziert ist, oder die das Gefühl haben, dass ihr Gedächtnis schon mal besser war, empfehlen wir, unabhängig von unserem Stoffwechselprogramm, den Anteil an mittelkettigen Fettsäuren (MCT) stärker zu erhöhen. Täglich sollten mindestens 5- 8 Esslöffel Kokosöl oder alternativ Palmöl bzw. auch MCT-Auszugsöle verzehrt werden.

Hilfreiche Tipps aus der Praxis

Achten Sie beim MCT-Öl darauf, dass nicht nur C8 (Caprylsäure), sondern auch C10 (Caprin- bzw. Decansäure) und vor allem auch C12 (Laurin- oder Dodecasäure) enthalten ist. MCT-Auszugsöle und Kokos- oder Palmöl, zum Teil auch Butter und Butterschmalz mit ihren Anteilen an MCT-Ölen, sind ernährungsphysiologisch für den Gehirnstoffwechsel sehr wertvoll, wie viele neuere wissenschaftliche Untersuchungen ergeben haben. Im Palmöl sind zusätzlich noch wertvolle Tocotrienole (Vitamin E) und Karotinoide enthalten. Wenn Sie Rezepte wollen, können Sie sich entweder ein ketogenes Kochbuch kaufen – sehr zu empfehlen ist das Buch The Real Meal in Deutsch von Prof. Dr. Tim Noakes aus Südafrika: Die High-Fat-Revolution: Schlank durch Low-Carb-Ernährung. Alternativ natürlich auch in meinem Buch Gesund, Fit und schlank mit der Ketogenen Ernährung, das Sie unter www.drreinwald.com erwerben können.

Ziel ist meines Programms ist es, neben einer optimierten Proteinversorgung, die Fettverbrennung anzukurbeln und damit den Ketosespiegel hoch und den Glukose- und Insulinspiegel niedrig zu halten. Gleichzeitig sorgen wir dafür, das essentielle Nährstoffe zur Bindung und Ausschleusung unerwünschter Substanzen ebenso vorhanden sind wie essentielle Fettsäuren, Ballaststoffe für den Darm und Mineralstoffe zur Säure-Basen-Regulierung.

Zur Wiederholung: Eine optimale Eiweißversorung und einen für die Fettverbrennung und Stoffwechselaktivierung optimalen Ketosespiegel erreichen wir, indem wir uns

            (1) mehr bewegen,

            (2) unseren Anteil an Kohlenhydraten und Einfachzuckern senken

            (3) unseren Proteinanteil in der Nahrung vor allem über MyAMINO erhöhen.

Wir richten uns deshalb einerseits an Lebensmitteln aus, die einen niedrigen Kohlenhydratanteil und/oder zusätzlich eine niedrige glykämische Last aufweisen. Und anderseits an Nährstoffen, die die oben erwähnten, positiven Eigenschaften zur Bindung unerwünschter Abbaustoffe etc. aufweisen. MyAMINO® liefert einen extrem hohen Aufbauwert und gerade deshalb nahezu keine Glukose, im Gegensatz zu den Nahrungseiweißen, die, je nach Herkunft aus tierischen oder pflanzlichen Proteinen, über die Glukoneogenese immer auch noch 60 bis 90 Prozent Glukose liefern – siehe dazu die unten aufgezeigte Vergleichstabelle: Verhältnis von anabolem Wert (Aufbau) und katabolen Wert (Stickstoffabfall/Energie) der verschiedener Proteinquellen.

Unterstützende Maßnahmen

Allgemeine Diät begleitende oder eine ernährungsmedizinische Intervention unterstützende Maßnahmen sind:

  • Unbedingt: zur Unterstützung der körpereigenen Entgiftung: PektiCLEAN®, SulfoCLEAN® und ChitosaCLEAN®
  • Unbedingt: Säure-Basen-Regulation und Aufbau antioxidativer Kapazität (AOK) mit VitalBASE® und Active H® bzw. anderen Nahrungsergänzungen
  • Unbedingt: Unterstützung der Darmreinigung mit ColoSTABIL® (morgens/abends) beim strengen Fasten und in der Fastenpause weglassen, da es Kohlenhydrat-Ballaststoffe liefert)
  • Möglich: Aufbau des Bakterienmilieus (Mikrobioms) durch bspw. MyREGULATE® (oral, als Einlauf anal u. vaginal, nasal)
  • Möglich: Initiale Darmreinigung mit MOVIPREP oder Bittersalz (einmalig)

 

 

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