Gewichtsmanagement und ernährungs­medi­zinische Inter­vention bei chronischen Er­krank­ungen mit einer speziellen keto­genen Er­nähr­ung

dr. reinwald metabolic regulation® – Teil 1

Mein ketogenes Ernährungsprogramm folgt einer einfachen Devise: Wer abnehmen will oder einen erhöhten Nährstoffbedarf in einer kritischen Phase wie etwa einer chronischen Erkrankung hat, muss essen und zugleich maximal Entlastung schaffen für Stoffwechsel und Organe. Aber er muss natürlich das Richtige essen.

Was aber ist das Richtige?

Und vor allem: wie schaffe ich die maximale Organentlastung ohne hungern respektive radikales Fasten? Hier streiten sich die Geister.

Ich selbst bin ein Verfechter der tierischen Nahrung, die aber wie vitamin- und mineralstoffreiche Nahrung als „gesunde“ Rohkost nicht immer und in jedem Fall der Gesundheit förderlich ist. Das gilt speziell dann, wenn bestimmte chronische Erkrankungen mit erhöhtem Nährstoffbedarf bei gleichzeitiger Störung in der Verwertung von Nährstoffen vorliegen, z.B. bei zu geringer Magensäure, bei Störungen des Darms, der Leber und Nieren oder der Bauchspeicheldrüse, wie das etwa bei bestimmten Tumoren oder anderen chronischen Zuständen der Fall sein kann.

Aus genau demselben Grund unterscheiden etwa die Chinesen in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) sehr genau zwischen sog. heißen und kalten Stoffwechsellagen. Besonders in Bezug auf entzündliche Darmerkrankungen oder beim Chronischen Müdigkeitssyndrom ist bspw. Rohkost nicht sinnvoll, da es in beiden Fällen eine zu hohe Verdauungsenergie erfordert, die dringend für Heilungsvorgänge benötigt wird. Im ersten Fall bringt das auch noch eine erhöhte Bakterien- und Parasitenbelastung mit sich, die ein kranker Darm natürlich ungleich schwerer bewältigt als ein gesunder. Allein die Unterscheidung in roh oder gekocht beinhaltet also bereits mehr Aspekte als nur die reine Nährstoffqualität. Ein gesunder Mittelweg ist hier in jedem Fall das nährstoffschonende Dünsten von Gemüse im Wok.

Wie steht es mit der Organentlastung?

Normalerweise wird hier radikales Fasten empfohlen. Das entlastet sofort sämtliche Stoffwechselorgane, führt in die verstärkte Fettverbrennung und in die Ketose sowie die Autophagie. Allerdings, und das ohne Zweifel bei längerem Fasten, um den Preis des Hungerns mit all seinen negativen Folgen. Das ist kurzfristig sicher empfehlenswert wie beim Intervallfasten. Leider bedeutet ein längerer Verzicht auf Nahrungseiweiße immer auch, dass wir damit länger auf den Baustoffwechsel und die Zellerneuerung verzichten. Wir können über einen längeren Zeitraum aber nicht auf Proteine verzichten, ohne gesundheitlichen Schaden zu nehmen. Zucker kann der Körper aus den sog. Nicht-Kohlenhydratvorstufen Laktat, Glycerin und glucogenen Aminosäuren aus dem Abbaustoffwechsel selbst produzieren. Auch Fettreserven hat er relativ große. Was folgt ist eine massive Abnahme der mageren Organmasse. Das haben zahlreiche Hungerstudien gezeigt. Die bedeutsamste davon ist wohl die aus den Nachkriegsjahren des 1. Weltkrieges von Marie Krieger.[1] Aber auch neuere Studien belegen diese Ergebnisse immer wieder. Die nachfolgende Grafik aus dem Buch von Prof. Dr. Holm (2007) Stoffwechsel und Ernährung bei Tumorerkranungen zeigt deutlich, dass Menschen, die unter Anorexia nerviosa leiden und zwanghaft nichts mehr essen wie diejenigen, die längere Zeit freiwillig nichts essen, sehr stark an Magermasse und damit an den Organen abbauen.

Das Vorhandensein eines Malignoms erhöht die Proteinsynthese in der Leber, hauptsächlich aufgrund der Akute Phase Proteine (CRP, Fibrinogen, Alpha-1-Antitrypsin). Prof. Holms schreibt daher: „Bei Patienten mit einem Malignom ist die hepatische Proteinsynthese gesteigert. Dies betrifft insbesondere die Akute-Phase-Proteine. Aus dieser Tatsache leitet sich für Tumorpatienten ein erhöhter Aminosäurenbedarf ab“.

In der Folge hypertrophieren Organe wie Leber, Nieren und Milz, während die wertvolle magere Masse der Skelettmuskulatur und das Fettgewebe abgebaut werden. Im Gegensatz dazu bei Anorexia nervosa wo der Patient nichts isst wie im Fall längeren Fastens: hier werden alle Gewebe abgebaut. Besonders dramatisch macht sich dies in den Bereichen Fettgewebes und der Skelettmuskulatur, aber eben auch bei den so wichtigen Organen wie Leber, Niere, Herz und insbesondere der Milz. Die große Bedeutung der Milz für immunologische Prozesse ist bekannt.

Leider erliegen viele, die auf zu langes Fasten setzen, diesem Irrtum und übertragen das durchaus segensreiche Kurzzeitfasten auf längere Perioden. Eiweiße aber sind die elementaren Bausteine für den Baustoffwechsel – die Proteinbiosynthese. Sie dienen in ihrer anabolen, d.h. in ihrer aufbauenden Funktion, sowohl der Zellerneuerung von Organgeweben als auch der Zellen unseres Immunsystems. Sämtliche im Stoffwechsel zur Regeneration und Abwehr ablaufenden Prozesse werden über Eiweiße oder Proteine gesteuert. Und wie auch mit Vitamin C kann unser Organismus die acht essentiellen Aminosäuren nicht selbst herstellen.

Das ist ein Teufelskreis: Lassen wir sie weg, fährt der Baustoffwechsel gegen Null. Essen wir sie weiter, belasten sie unseren Stoffwechsel mit Stickstoffabfall oder sie können weiter Allergien erzeugen usw. usw.. In ihrer katabolen Funktion, d.h. dann, wenn Eiweiße abgebaut und „verbrannt“ werden, beliefern sie neben der Erzeugung von Abbaugiften zusätzlich noch den Energiestoffwechsel und liefern zum größten Teil Glukose. Dieser Teufelskreis scheint auf den ersten Blick nicht lösbar.

Aber hier beginnt die wesentliche Unterscheidung: In der Leistungs- und Regenerationsphase benötigen wir nämlich vor allem den anabolen Aspekt des Proteinstoffwechsels, also die Proteinbiosynthese oder den Baustoffwechsel. Der Energiestoffwechsel über Eiweiße, d.h. ihr kataboler Aspekt respektive ihre „Verbrennung“, die zugleich für den toxischen Stickstoffabfall verantwortlich ist, kann dagegen bei Erkrankungen und Stoffwechselstörungen teils erheblich Probleme bereiten. M.a.W: beim Abbau von Eiweißen fallen wie schon erwähnt sowohl zelltoxischer Stickstoffabfall als auch Glukose an. Beides sind Stoffe, die wir in solchen Situationen nicht brauchen bzw. den Organismus überlasten können. Beim anabolen Stoffwechsel von Aminosäuren entstehen dagegen weder Stickstoffabfall noch Glukose. Und genau hier liegt die Stärke unseres Programms mit MyAMINO®: wir bedienen mit unseren acht essentiellen Aminosäuren nahezu ausschließlich den aufbauenden, anabolen Aspekt, d.h. die Zellerneuerung und Regeneration.

Um die oben genannten Probleme – sowohl die weltanschaulichen als auch die ernährungsphysiologischen zu umgehen – habe ich vier Diätphasen entwickelt.

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